Bohlinger Sichelhenke

Geschichte

Noch um das Jahr 1890 wurde in Bohlingen das Getreide mit der Sichel geschnitten. Alljährlich kamen aus dem Schwäbischen die Schnitter und Schnitterinnen zur Erntehilfe. Hast und Unruhe kannte man nicht. Man fand noch Zeit sich am Feldrain oder im Schatten eines Baumes zum >>Znüni<< und zu einem Becher Galgenberglerwein nieder zu setzen. War die letzte Garbe eingefahren wurde Sichelhenke gefeiert, ein Dorffest mit Schmaus, Gesang und Tanz.

Dieses Brauchtum fortführend wird in Bohlingen seit 1958, auf Anregung von Bürgermeister Martin Hirt, wieder die Sichelhenke als örtliches Erntedankfest gefeiert. In der Gestaltung der Festtage wechseln sich die Vereine ab. Um gegen jedes Wetter gefeit zu sein werden die Veranstaltungen in einem geräumigen Festzelt durchgeführt. Bewundert wird alljährlich der sinnvolle Schmuck des Zeltes mit der wuchtigen Erntekrone.

Bunte Dorfabende mit einheimischen Kräften und auswärtigen Künstlern, Konzerte, Gesangsdarbietungen und Tanz bieten Abwechslung und Freude. Ein Höhepunkt ist der Festgottesdienst in der Pfarrkirche. Die Umzüge, immer mit neuen Ideen gestaltet, finden stets den Beifall der Dorfbewohner und der auswärtigen Gäste. Das Motto wechselt von Jahr zu Jahr. Erwähnt werden soll 1966 >>Unser täglich Brot gib uns heute<< und 1968 >>Stadt und Land reicht sich die Hand<<. Zweimal wurden Ernteköniginnen gewählt. Diese Ehre fiel 1963 auf Rosmarie Auer geb. Wehrle, jetzt Worblingen, und 1966 an die Bäuerin Maria Müller geb. Riedmann.
(Quelle: Beiträge zur Geschichte von Bohlingen 1973)

Im Jahr 2008 kann die Gemeinde Bohlingen 50 Jahre Sichelhenke feiern. Auch heute noch wechseln sich Vereine als Veranstalter ab. In den Anfangsjahren waren der Musikverein, der Männergesangverein und der Schützenverein, nicht nur alleine, sondern auch einige Male gemeinsam als Veranstalter aktiv.

In den siebziger Jahren waren auch der Narrenverein und die Pfarrgemeinde als Ausrichter der Sichelhenke tätig. Seit 1981 war die Feuerwehr dreimal an der Reihe während sich die restlichen Jahre der Musikverein und der Sportverein regelmäßig abwechselten.

Seit Mitte der Achtziger eröffnet während dem Aufziehen der Entekrone Brigitte König ( Siedlungshof Haslen ) als Erntekönigin jedes Jahr die Sichelhenke am Bieranstich. Ein Oldtimmertreffen gehört nun schon seit über 10 Jahren als fester Programmpunkt zur Sichelhenke.

Bevor am Sonntag die ländliche Marktgasse mit historischen Handwerkervorführungen geöffnet wird findet alljährlich ein großer Festgottesdienst im Festzelt statt. Er wird umrahmt vom Kirchenchor und einer Bläsergruppe des Musikvereins. Diesen Gottesdienst kann man als einen der Höhepunkte der heutigen Sichelhenke betrachten da das Zelt schon oft, nicht nur mit Bohlinger Bürgern, sondern auch mit vielen Kirchgängern aus der ganzen Region bis zum letzten Platz gefüllt war.

In der übrigen Programmgestaltung ist man bestrebt immer wieder neue Highlights zu präsentieren. So konnten sich in den vergangenen Jahren tausende Besucher u.a. an den Auftritten der Paldauer, der Zillertaler Schürzenjäger, der Blaskapelle Gloria und der Spider Murphy Gang erfreuen.

Die Inneneinrichtung des Festzeltes wird durch die anhaltende Liebe zum Detail aller veranstaltenden Vereine im Volksmund nicht zu Unrecht als größte Bauernstube Süddeutschlands bezeichnet. Unterhaltung, Gemütlichkeit und Wohlbefinden der Gäste sind die Eckpfeiler der Sichelhenke Bohlingen und sicherlich verantwortlich dafür dass dieses Traditionsfest nun schon seit 50 Jahren gefeiert werden kann und hoffentlich noch viele Jahre bestehen wird.

(Quelle: Musikverein Bohlingen 2008)